Die Vorurteile sind vielen bekannt: Ein Indianer kennt keinen Schmerz und Frauen sind Heulsusen. Dagegen würde ein Mann die Schmerzen einer Entbindung niemals aushalten und Männer jammern viel mehr als Frauen. Unterschiede im Schmerzempfinden von Männern und Frauen gibt es tatsächlich. In der Universitätsklinik in Mainz sind Forscher durch Zufall auf eine Theorie gestoßen.
Frauen spüren den Schmerz früher
Im Institut für Physiologie und Pathophysiologie sind Forscher die eigentlich mit neuropathischen Patienten arbeiten, das sind Menschen deren Nervenbahnen nach einem Unfall oder Schlaganfall beschädigt wurden, bei der Vermessung der Nervenbahnen gesunder Menschen auf den geschlechtsspezifischen Unterschied bei der Schmerzwahrnehmung gestoßen. Daraufhin wurden dreizehn verschieden Tests entwickelt, die die Schmerzwahrnehmung auf unterschiedliche Art und Weise testen sollen. Bei allen Tests wurde festgestellt, dass Frauen den Schmerz früher spüren als Männer und dass Männer den Schmerz länger aushalten als Frauen. Bei Experimenten auf der Haut, wie zum Beispiel Temperaturtests, war der Unterschied zwischen Männern und Frauen jedoch nur sehr gering. Bei Druckschmerzen war der Unterschied jedoch größer, hier spürten die Männer den Schmerz weit später aus als Frauen.
Biologische Gründe
Die biologischen Gründe sind nicht ganz erforscht. Klar ist, dass die weibliche Haut dünner ist als die männliche. Somit erreicht der Schmerz schneller die Rezeptoren. Es gibt viele Theorien, die besagen, dass die höhere Schmerzempfindlichkeit bei etwas mit den Hormonen zu tun hat. Tierversuche haben gezeigt, dass das männliche Geschlechtshormon Testosteron die Weiterleitung der Schmerzen zum zentralen Nervensystem hemmt, während das weibliche Geschlechtshormon Östrogen den Schmerz sogar verstärkt.
Der soziale Faktor
Die Tests haben auch gezeigt, dass der soziale Faktor beim Schmerzempfinden eine wesentliche Rolle spielt. So hielten vor allem Männer den Schmerz um einiges länger aus, wenn eine Frau im Raum war. Durch die gesellschaftlich vorgegebenen Geschlechterrollen, die sich bereits während der Steinzeit entwickelten, ist der Mann das „starke Geschlecht“ und will mit seiner Schmerzunempfindlichkeit der Frau imponieren. Wenn nur Männer im Raum sind, das haben andere Studien gezeigt, zeigen sich die männlichen Probanden weitaus schmerzempfindlicher. Interessant ist, dass auch Frauen bei Anwesenheit von Männern ebenfalls Schmerzen länger aushalten können. Das hat wohl damit zu tun, dass Frauen sich vor den Männern nicht als schwaches Geschlecht zeigen wollen und dadurch den Schmerz länger ertragen. Doch woher kommt die allgemeine Ansicht, dass Männer wehleidiger sind als Frauen? Männer haben es gern, wenn ihre Umgebung es wahrnimmt, dass sie Schmerzen haben. So haben Studien gezeigt, dass eine höhere Anteilnahme der Partnerin an den Schmerzen des Mannes die Wehleidigkeit sogar verschlimmert, da die Männer in ihrem Schmerzempfinden bestärkt werden. Also liebe Frauen, nicht so viel Mitleid mit den Wehwehchen Männern.
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