Nachdem wir die Schmerzsignale durch die C-Fasern über den Thalamus bis in verschiedene Hirnbereiche begleitet haben, ist das Ziel noch nicht erreicht. Im somatosensorischen Cortex, dem für Sinnesreize zuständige Bereich im Großhirn wird jede Körperregion landkartengleich abgebildet. Je sensibler und dichter mit Sinneszellen ein Körperteil ist, umso größer auch das Areal, das auf der Landkarte im Hirn eingenommen wird. Der Gehirn vergleicht die Aktivitätsmuster der Areale und der beiden Körperseiten um schließlich den Schmerz exakt zu orten.
Darüber hinaus wird auch die Art und Intensität des Schmerzes erfasst. Diese grundlegenden Informationen werden nun an den nächsten Abschnitt weitergeleitet: das Limbische System.
Wenn Emotionen ins Spiel kommen
Im Zentrum des Gehirns, gleich über der Verbindung der beiden Hemisphären befindet sich mit dem Limbischen System der Ort, an dem unsere Gefühle sitzen: Wut, Trauer, Angst oder Schreck haben dort ihren Ursprung. Auch der Schmerz erhält hier quasi eine emotionale Signatur. Das sogenannte Cingulum, ein schmales Band, dass sich dort wie ein Band von hinten nach vorne zieht, spielt bildgebenden Verfahren zufolge eine entscheidende Rolle dabei. Bereits knapp 220 Millisekunden nach einem Schmerzreiz, einer Verletzung oder ähnlichem, trifft im Cingulum die Signalwelle ein, wo anschließend eine Gefühlskette in Gang gesetzt wird. Es entscheidet sich nun, ob wir den Schmerz als lediglich als lästig und unangenehm einstufen, oder für beängstigend oder gar unerträglich befinden. Zugleich löst das Cingulum direkte körperliche Reaktionen aus: das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt und der Körper beginnt zu schwitzen. Bei extremem Schmerz kann sogar Übelkeit oder Ohnmacht die Folge sein.
Die Gefühle unter Kontrolle
Das sogenannte Stirnhirn, auch bekannt als präfrontaler Cortex ist eng mit dem somatosensorischen Cortex und dem Gefühlszentrum verbunden. Der präfronale Cortex besitzt die Funktion des Wächters über unsere Gefühle. Fällt das Stirnhirn aus, so übernehmen die Gefühle die Kontrolle. Doch auch kann der umgekehrte Fall eintreten, an dem es jede Emotionalität blockiert. Welche Maßnahmen letztendlich ergriffen werden, entscheidet sich im Stirnhirn, indem es frühere Gefühle und Erfahrungen mit den einlaufenden Daten aus dem Limbischen System vergleicht. So entscheidet sich, ob wir Verletzungen als Lappalie bewerten, die mit Aspirin oder Eisbeuteln behandelt werden oder unter Sorge einen Arzt aufsuchen. Der präfrontale Cortex hat jedoch noch mehr zu bieten. Der Ursprung des bewussten Ausblendens von Schmerzen durch Stress, Ablenkung oder reiner Willenskraft wie bei einem Fakir, liegt dort. So kann es die subjektive Wahrnehmung der Schmerzen beeinflussen, indem es entsprechende Reize quasi ignoriert und temporär als irrelevant bewertet - daher werden sie nicht verarbeitet oder weitergeleitet.
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