Montag, 14. Mai 2012

Das Schmerzgedächtnis kann überschrieben werden


Nervenzelle
Chronische Schmerzen machen etwa 10 Millionen Menschen in Deutschland zu schaffen. Die Erkrankung kann dabei viele Ursachen haben, doch bereits die ängstliche Erwartung des Schmerzes kann schlimmer sein, als der Schmerz selbst. Dies ist auf das sogenannte Schmerzgedächtnis zurückzuführen. Das Schmerzgedächtnis kann jedoch „überschrieben“ werden, sodass der Patienten schmerzfrei wird, indem sein Körper den Schmerz „vergisst“.

 Schmerzen - Warnsignale des Körpers

Schmerz löst Angst aus, was durchaus sinnvoll ist. Der Körper wird dadurch gewarnt, eine schadhafte Aktivität auszuüben, wie zum Beispiel sehr schweres Heben oder auch das Rauchen. Wird der Schmerz jedoch chronisch, so rückt vor allem die Angst davor in den Vordergrund, während die Warnfunktion verloren geht. Der Patient weiß, welche Bewegungen weh tun, weswegen er den Schmerz fürchtet. Kommt der Schmerz tatsächlich, so nimmt er ihn umso stärker wahr. Dies ist nicht nur für den Körper äußerst unangenehm, sondern auch eine emotionale Belastung. Der Patient wird in der Regel die Bewegungen, aber auch die Aktivitäten vermeiden, die mit dem Schmerz verknüpft sind.

Ein regelrechter Teufelskreis entsteht: Während sich dadurch Muskeln zurückbilden, die Kondition leidet und sich auch die seelische Verfassung verschlechtert, werden Schonhaltungen und Vermeidungsverhalten gefördert. Wenn die Wirkung der Medikamente dann nachlässt oder die Medikation abgesetzt wird, sind Angst und Schmerz wieder zurück und der Ablauf wiederholt sich.

Den Schmerz abgewöhnen

Wie ein abgespeichertes Programm ist chronischer Schmerz in Körper und Geist abgespeichert, ein gelerntes Verhalten. Mit der richtigen Therapie lässt sich dieses Verhalten allerdings auch wieder verlernen. Dies kann erreicht werden, wenn zeitgleich zu einer medikamentösen Behandlung auch eine Verhaltenstherapie angewandt wird.

Unter der Wirkung des Schmerzmittel muss der Patient dabei jene Bewegungen ausüben, die sonst mit Schmerzen verbunden sind und zugleich verinnerlichen, dass die Bewegung selbst überhaupt keine Schmerzen verursacht. Kurzum muss wieder Aktivitäten nachgegangen werden, die sonst durch das Leiden verwehrt waren und dadurch erkennen, wofür es sich lohnt zu kämpfen. Durch die abgekoppelten negativen Empfindungen gegenüber diesen Bewegungen profitiert der Körper und Geist von einem sogenannten Re-learning-Prozess. Eventuell kann die Schmerzmedikation gar vollständig abgesetzt werden. Nach Erkenntnissen des Münchner Max-Planck-Institiuts für Psychatrie sei es kontraproduktiv, allein auf Schmerzmittel und Ruhe zu setzen.

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